Die Iontophorese, auch Leitungswasseriontopherese (LWI) oder IontophereseIonophoreseGalvanobad genannt, ist ein konservatives Therapieverfahren, das weltweit seit Jahrzehnten von Ärzten gegen übermäßiges, krankhaftes Schwitzen (Hyperhidrosis) empfohlen wird.

In vielen Fällen hilft die regelmäßige, dauerhafte Therapie mit Schwachstrom, die Schweißausbrüche zu stoppen oder wenigstens deutlich zu reduzieren. Die Behandlung erfolgt meist im Hand-/Fußbad, durch welches ein schwacher Gleich- oder Pulsstrom geleitet wird. Dies ist völlig ungefährlich und bei korrekter Anwendung schmerzfrei. Weitere Regionen können über spezielle Elektroden therapiert werden.

Körperregionen an denen eine Anwendung möglich ist und empfohlen wird

  • schwitzige Hände (Hyperhidrosis palmaris)
  • Schweißfüße (Hyperhidrosis plantaris)
  • Achselschwitzen (Hyperhidrosis axillaris)
  • Schwitzen im Gesicht (Hyperhidrosis Facialis)
  • Schwitzen auf der Stirn
  • Schwitzen am Nacken
  • sowie weitere Körperregionen über spezielle Flächenelektroden

Anwendung

Bei Hand- und Fußschweiß werden die Extremitäten meist für 10-20 Minuten in ein flaches Wasserbad getaucht. Durch Elektroden im Wasser, wird ein schwacher Strom durch das Medium und damit durch die Hände bzw. Füße geleitet. Bei der axillären Anwendung werden mit Wasser getränkte Schwämme unter den Achseln platziert. Die Schwämme sind ebenfalls mit Elektroden versehen.

Die Stromstärke wird bei der Iontophorese durch ein externes elektronisches Steuergerät eingestellt. Für die Dauer und Stärke der Schwachstromtherapie geben die Hersteller in ihren Bedienungsanleitungen entsprechende Hinweise und Empfehlung. Entscheidend sind jedoch die Anweisungen des Hautarztes, wie auch das persönliche Empfinden des Anwenders, welches individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann.

Wirkung und Wirkweise

Anwender berichten vielfach über eine erste deutliche Schweißreduzierung nach etwa 7 – 14 Tagen täglicher Anwendung. Sehr starkes Schwitzen (insbesondere abtropfend) kann jedoch auch Anwendungen über einige Monate erforderlich machen!

In den ersten 4 bis 8 Wochen einer Initialphase wird das Gerät 5 bis 7 mal pro Woche angewandt, bis sich die Schweißbildung auf ein zufriedenstellendes Maß reduziert hat. Wie bei Antitranspirantien können die Anwendungsintervalle nach diesem Erfolg weiter reduziert werden. In dieser sog. Erhaltungstherapie reicht es häufig, die Leitungswasser-Iontophorese nur noch 1-2x pro Woche anwenden.

Die genaue Wirkweise ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass der Schwachstrom in auf die Nervenrezeptoren der ekkrinen Schweißdrüsen einwirkt und diese entweder reizt, überreizt und somit blockiert oder stimuliert – hier gibt es keine einheitliche Auffassung der Forscher.

Die Erfolgsquote der Leitungswasser-Iontophorese

Unabhängig von dem Wirkmechanismus gibt es vielfältige Studien, die den Erfolg der Iontophorese wissenschaftlich einwandfrei belegen und von hohen Erfolgsquoten zwischen meist 80 bis an die 100 % berichten. Gestützt werden diese Studien durch unzählige Patientenberichte, in denen die Wirkung als „eindeutig“ und „zweifelsfreie Besserung“ beschrieben wird. Dies bestätigen auch etliche behandelnde Dermatologen, die eine Schweißreduktion mittels Gravimetrie-Test nachweisen konnten. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird die Iontophorese Hyperhidrotikern von Ärzten verschrieben und, eine diagnostizierte Hyperhidrose vorausgesetzt, die Kosten von den meisten Krankenkassen auch übernommen (bsp. anteilig/vollständig/Mietmodelle).

Anwendung zu Hause

Ist der Erfolg nach einer bestimmten Anzahl an Anwendungen in der Arztpraxis belegt, kann der Dermatologe ein Iontophorese-Gerät für die Heimtherapie verschreiben. Trotz der recht hohen, einmaligen Anschaffungskosten rechnet sich so ein Gerät schnell. Die Betriebskosten (minimale Strom-/Wasserkosten) sind extrem gering. Verglichen mit den Langzeitkosten und Risiken von Botulinumtoxin-Injektionen oder chirurgischer Schweißdrüsenentfernung kann das Iontophorese-Verfahren überzeugen.

Ein Vorteil für den Patienten bei der Iontophorese-Behandlung mit einem eigenen Heimtherapiegerät ist, dass er für die tägliche Anwendung keine Anfahrtszeiten/-kosten in Kauf nehmen muss und die Behandlung terminunabhängig zuhause durchführen kann. Dabei reichen oft schon 10 Minuten täglich, um eine Verbesserung des Schweißproblems herbeizuführen. Wichtig ist vorallem, dass sich der Anwender für das richtige Gerät aus dem breiten Fundus der Medizintechnik entscheidet. Es gibt jedoch erfahrene Iontophorese-Fachhändler, also spezialisierte Iontophorese-Shops, die diese Entscheidung auf Basis ihrer Erfahrungswerte und einer individuellen Beratung erleichtern können.

Vorteile

  • Über viele Jahrzehnte bewährtes Verfahren: Viele positive Studien und Anwenderberichte
  • Rein oberflächliche Anwendung: Kein Einsatz von Medikamenten oder sonstigen Wirksubstanzen, keine invasiver oder operativer Eingriff in den Körper
  • Geringer Zeitaufwand (Heimgerät): Eine mehrmalige Anwendung von nur 10-15 Minuten pro Woche kann zu guten Langzeiterfolgen führen.
  • Geringe Betriebskosten (Heimgerät): Der Betrieb eines Heimgerätes ist in Hinblick auf Wasser- und Stromverbrauch sehr gering.

Nachteile

  • Hoher Zeitaufwand bei einer anfänglichen Behandlung in der Praxis mit dem Ziel einer Verordnung durch den Arzt
  • Hohe Anschaffungskosten als Heimgerät, falls die Krankenkasse die Kosten nicht übernimmt. Die Anschaffungskosten für ein modernes Iontophoresegerät liegen in der Regel zwischen 400 und 1.000 Euro.
  • Teilweise als unangenehm empfundene Anwendung: Manche Anwender empfinden die Iontophorese als sehr unangenehm. Unter Beachtung der Kontraindikationen sind Schwachstrombäder völlig ungefährlich und an sich nicht als „Strom“ oder „Stromschlag“ spürbar. Meist wird lediglich ein „Kribbeln“ in unterschiedlicher Ausprägung empfunden. Moderne Geräte sind selbstverständlich geprüft und verfügen über eine sichere, medizintechnische Zulassung. Die Bedienung ist relativ einfach bis trivial, so dass eine fehlerhafte Anwendung so gut wie ausgeschlossen ist und somit auch in Heimtherapie erfolgen kann.