Der Fachterminus Kompensatorisches Schwitzen beschreibt die Verlagerung einer Schweißmenge oder eines Teilbereichs davon an eine andere Körperregion. Dieser Verlagerung liegt meist zugrunde, dass eine Körperregion therapiert und somit trocken gelegt wird. Diese lokale Trocknung und die damit einhergehende Verhinderung des Schweißaustritts kann zur Folge haben, dass sich der Schweiß einen anderen Weg und eine andere Austrittfläche sucht, um die über längere Zeit „erlernte“ Schweißaustrittsmenge dort abzusondern (zu kompensieren).

Diese Austrittfläche kann an einem ganz anderen Teil des Körpers entstehen und muss nicht in räumlicher Nähe liegen. So kann die Reduktion starker Schweißfüße beispielsweise zu Schwitzen im Gesicht führen oder sich (ebenfalls ungünstig) an den Po verlagern.

Unterschiedliche Therapien zur Verhinderung von Hyperhidrose oder Schwitzen können ein jeweils abweichendes Risiko des Kompensatorischen Schwitzens (KS) beinhalten. Mehr dazu finden Sie in unserer Übersichtstabelle > Therapien gegen Schwitzen: Pro & Contra [Link]

Beispiel: Die Anwendung eines Antitranspirants unter den Achseln dürfte normalerweise keine spürbaren Auswirkungen auf das Schwitzen am Restkörper haben. Die Fläche der Haut unter den Achseln (etwa nur 2% der Hautoberfläche) ist hierfür einfach viel zu gering. Auch die Funktion des Schwitzens zur Regulierung der Körpertemperatur wird durch Antitranspirante bei Anwendung unter den Achseln nicht beeinträchtigt, denn zur Kühlung des Körpers sind die Schweißdrüsen unter den Achseln kaum relevant.

Merke: Die Verhinderung des Schwitzens an kleinen Flächen führt meist nicht zu einem spürbar Kompensatorischen Schwitzen, da sich der verlagerte Schweiß auf den gesamten Restkörper verteilt.

Auch aufgrund der Lage der Schweißdrüsen in den Achselhöhlen (ein meist eingeschlossener Bereich), sind diese nicht zu einer Regulierung der Körpertemperatur geeignet, da der abgesonderte Schweiß hier nicht richtig verdunsten kann. Ähnliches gilt übrigens auch für die Hände und Füße!

Vollständig auschließen kann man ein solches Kompensatorisches Schwitzen* jedoch nie. Schweiß der an Körperregion A unterdrückt wird kann sich immer auf eine Region B verlagern. Dies ist kaum steuerbar und in Abhängigkeit der Therapieform auch nicht immer reversibel. 

Um Kompensatorischem Schwitzen entgegenzuwirken empfehlen wir einen der folgenden Lösungsansätze

  1. Gesamtfläche einschränken: Konzentration auf störendsten Regionen
    (möglichst wenige und möglichst kleine Stellen) 
  2. Gesamtfläche nicht zeitgleich sondern nach einem Rotationsprinzip behandeln
    (bspw. 1 Woche Füße, 1 Woche Hände)
  3. Schweißreduktion vermindern – Akzeptanz eines verminderten Ergebnisses
    (bspw. 70% Schweißreduktion anstelle von 90%)
  4. eine Kombination aus den Möglichkeiten 1 bis 3

FAZIT

Generell kann man festhalten, dass jede Therapieform gegen Schwitzen das Risiko des Kompensatorischen Schwitzens beinhaltet. Das weitaus größte Risiko birgt dabei nach Studienlage eine ETS-Operation.

Bei weiteren Therapieformen wie bspw. der Leitungswasser-Iontophorese ist das Risiko des Kompensatorischen Schwitzens in Studien quasi nicht auffindbar. Auch bei Antitranspiranten und Botulinumtoxin gilt Kompensatorisches Schwitzen als sehr unwahrscheinlich.

Darüber hinaus ist zu beachten, dass Therapieformen die nicht operativ und somit umkehrbar sind bessere Möglichkeiten beinhalten das Kompensatorische Schwitzen wieder zu stoppen - einfach indem man die Therapie wieder absetzt. In den allermeisten Fällen verlagert sich das Schwitzen dann auch wieder in die Ursprungsregion.