30.10.2019

EU Kommission stellt Sicherheit von Antitranspiranten fest

Gute Neuigkeiten für Betroffene: Der Wissenschaftliche Ausschuss für EU-Verbrauchersicherheit (Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS)) stellt fest, „im Lichte neuer Daten“ sind Antitranspirantien und andere Kosmetika mit Aluminium als sicher anzusehen.“

Quelle: https://medwatch.de

Auszüge aus dem verlinkten Text:

Der Nürnberger Arbeitsmediziner Prof. Dr. med. Hans Drexler hat mit seinem Team im September außerdem eine Studie veröffentlicht, bei der mehrere Personen über zwei Wochen täglich ein Antitranspirant benutzten und Alu-Konzentrationen jeweils im Blut und Urin gemessen wurden. Dabei fanden sie im Vergleich zu den Alu-Konzentrationen in Zeiten ohne Verwendung des Antitranspirants keine messbare Zunahme.„Die Aluminiumaufnahme über Deos ist so gering, dass sie im Grundrauschen der alltäglichen Aufnahme über Luft und Nahrung untergeht“, sagt Drexler. „Die täglichen spontanen Schwankungen sind so groß, dass dieser zusätzliche Eintrag nicht messbar ist.“ Seine Studie habe er ohne externe Gelder durchgeführt – und ohne Interessenskonflikte […] Insgesamt liefere die Studie Hinweise, dass die Aufnahme von Aluminium über Antitranspirantien „möglicherweise geringer sein könnte als bisher angenommen“, räumt das BfR auf Nachfrage ein […] Das BfR ginge nach derzeitigem Wissen „nicht von einem kausalen Zusammenhang aus“, erklärt es auf Nachfrage von MedWatch – in seiner Stellungnahme findet sich kein derart klarer Satz.

Klar sei, dass Alu in hohen Dosen neurotoxisch sei, sagt Drexler – dies wurde etwa bei unbeabsichtigten Freisetzungen großer Mengen Aluminiums beobachtet. Die Symptome entsprächen aber nicht etwa jenen der Alzheimer-Krankheit. Drexler kritisiert auch, dass vielfach die bloße Vermutung geäußert wird, Alu könne Brustkrebs auslösen. „Man muss gute Argumente haben, wenn man so etwas in die Welt setzt“, sagt er.

Doch diese fehlen: Zwar wurde in Brustkrebsgewebe in einigen Studien erhöhte Alu-Werte gefunden. Doch enthält es auch andere Metalle in größerer Konzentration, und ist offenbar nur eine Folge der Erkrankung – kein Auslöser.

„Durch die exzessive Aufnahme von Aluminium etwa durch Unfälle gebe es zwar Risiken“, sagt auch David R. Borchelt, Neurowissenschaftler an der University of Florida – mit Kollegen hat er 2007 eine Übersichtsarbeit zur Risikobewertung von Aluminium veröffentlicht. Doch dies sei die große Ausnahme: „Menschen, die die Aluminiumbelastung durch Alltagsprodukte reduzieren, werden keinen messbaren Gesundheitsvorteil haben, der über den Placeboeffekt hinausgeht“, sagt er. Er kenne keinerlei verlässlichen Daten, die die Idee unterstützen, dass eine gewöhnliche Alu-Aufnahme „das Risiko für irgendeine Krankheit oder irgendein Leiden erhöht“.

Am Montag veröffentlichte der Wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit (SCCS) der EU-Kommission nun neue Ergebnisse – nachdem er 2014 festgestellt hatte, dass mit den früher vorliegenden Daten keine Risikoeinschätzung für Alu in Kosmetika möglich ist. Damals bat der SCCS den Herstellerverband „Cosmetics Europe“, Untersuchungen in Auftrag zu geben, deren Ergebnisse in den nun vorliegenden Bericht eingeflossen sind. Er liest sich wie eine vollständige Entlastung von Antitranspirantien und anderen Kosmetika, was Aluminium angeht:„Im Licht der neuen Daten“ seien diese als sicher anzusehen. Die tägliche Anwendungen kosmetischer Produkte erhöhe die gesamte Alu-Aufnahme nicht signifikant,erklärt der Ausschuss – nach dessen Einschätzung das Leichtmetall auch keine krebserregenden Eigenschaften hat.

Ebenfalls interessant sind die Erkenntnisse, mit denen der Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. med. Hans Drexler, bereits 2017 in der Süddeutschen Zeitung zitiert wurde:

Selbst Arbeiter mit Aluminiumlunge weisen keine erhöhte Rate an Nervenerkrankungen oder Krebs auf.
Quelle: https://www.sueddeutsche.de

Insgesamt liest sich die Arbeit der deutschen Forscher recht beruhigend. Hans Drexler, Arbeitsmediziner der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitautor der Studie, verweist zudem auf Erfahrungen mit Arbeitern. „In der Arbeitswelt kennt man hohe Aluminiumbelastungen.“ Bei den Betroffenen findet man hohe und sehr hohe Aluminiumkonzentrationen im Körper, die im normalen Alltag nicht erreicht werden. Dennoch wurden selbst bei diesen Arbeitern keine Nervenerkrankungen oder höhere Krebsraten beobachtet.

Update 01. Juli 2020

Schweizer Bundesrat mit positiver Einschätzung von Antitranspirantien

Das BLV hat den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand evaluiert. Es kommt zum Schluss, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen der Exposition der Haut gegenüber Aluminium und Brustkrebs hergestellt werden kann

[…] Basierend auf einer kritischen Literaturrecherche kann zurzeit kein Kausalzusammenhang zwischen einer Aluminiumexposition der Haut und Brustkrebs nachgewiesen werden. In der Schweiz wie in der Europäischen Union (EU) ist Aluminium in Kosmetika einheitlich geregelt.

Kein nachweisbarer Zusammenhang von Aluminium und Brustkrebs.
Das BLV hat bestehende Bewertungen verschiedener nationaler und internationaler Fachgremien berücksichtigt […] Zur Vervollständigung seiner Risikoanalyse hat das BLV dem Schweizerischen Zentrum für Angewandte Humantoxikologie (SCAHT) den Auftrag erteilt, eine vertiefte und kritische Recherche der wissenschaftlichen Literatur durchzuführen.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich aufgrund der derzeit verfügbaren Daten kein kausaler Zusammenhang zwischen einem Aluminiumkontakt der Haut und Brustkrebs herstellen lässt.

Quelle: https://www.blv.admin.ch

Update 12.07.2020

maiLab: Alu-Antitranspirante sind wissenschaftlich geprüft unbedenklich (Video)

Wissenschaftlicher Youtube–Kanal mit rund 1 Mio. Abonnenten.

Kurzfazit von Mai Thi Nguyen-Kim (Wissenschaftsjournalistin und Mitglied im Senat der Max-Planck-Gesellschaft): „Viele von euch haben umsonst auf Alu-Deos verzichtet…“

Update 21. Juli 2020

Bundesamt für Risikobewertung: Gefährdung unwahrscheinlich

Aktuelle Bewertung des BfR für Aluminium in Antitranspiranten

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht bei Antitranspiranten mit Aluminium keine Krebsgefahr aber auch keine andersweitige Gefährdung.

Einen belastbaren Wert für die Absorptionsrate/Bioverfügbarkeit liefert nur die Studie aus dem Jahr 2019. Diesen Wert hat das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) für seine Risikobewertung zugrunde gelegt und daraus die Aufnahmemenge über die Haut in einer Modellrechnung mit dem Ergebnis abgeleitet, dass ein signifikanter Beitrag von Antitranspirantien zur Gesamtbelastung gegenüber Aluminium nach derzeitiger Datenlage unwahrscheinlich ist.

Quelle: https://www.bfr.bund.de

Update 05.10.2020

Stiftung Warentest: Stellungnahme zu Antitranspiranten

Die Stiftung Warentest bewertet in folgendem Beitrag die aktuelle Diskussion um die Entwarnung des Deutschen Bundesamts für Risikobewertung sowie der EU-Kommission und beantwortet die gängisten Fragen zu Aluminiumsalzen in Alltagsprodukten wie Antitranspirantien

Quelle: https://www.test.de/Deos-und-Antitranspirantien-Was-hilft-gegen-Achselgeruch-und-Naesse-5004244-0/#question-5

Update 22.02.2023

Expositionsweg Haut: Ein Tropfen auf dem heißen Stein (DocCheck)

Frau M.Sc. Susanne Alef (Master of Science) vom DocCheck Redaktionsteam beschäftigt sich mit dem möglichen Eintritt von Aluminium über die Haut bei Nutzung eines Antitranspirants

Basis für die Evaluation ist eine zweiteilige Expositionsstudie, in der 6 Probandinnen einmal 0,75 g eines Antitranspirants mit 20–25 % Aluminiumchlorohydrat (ACH) auf jede Achsel auftrugen. In den folgenden 10 Tagen wurde genauestens verfolgt, wo das radioaktiv markierte Aluminium landete. Untersucht wurden tägliche Stuhl und Urinproben sowie das Aluminium-Level auf den getragenen T-Shirts der Probandinnen. Am Ende des Beobachtungszeitraum wurden weiterhin Hautbiopsie entnommen. Der allergrößte Anteil der verabreichten Dosis verblieb dabei außerhalb des Körpers: Auf dem T-Shirt und im Wasser, mit dem sich die Probandinnen abwuschen, fanden die Forscher über 95 % des aufgetragenen Aluminiums wieder. Der absorbierte Rest wurde in Stuhl und Urin ausgeschieden und nur 0,00052 % verblieben im Körper

[…]

Für die geringe Aufnahmerate gibt es zwei Gründe: Erstens funktioniert die Hautbarriere grundsätzlich sehr gut gegenüber wasserlöslichen Verbindungen – also anorganischen Salzen wie dem ACH.
Zweitens reagiert das gut lösliche ACH mit den Fetten und Eiweißen auf der Haut unter Bildung schwerlöslicher Komplexe. Diese wiederum verstopfen die Schweißdrüsen und verursachen somit den schweißhemmenden Effekt. Wie die untersuchten Biopsien jedoch zeigten, verbleiben diese Pfropfen nicht dauerhaft in der Haut, sondern werden abgerieben bzw. weggewaschen.

[…]

Kurz und knackig zusammengefasst heißt das also: Die Angst vor dem Alu-Deo ist fehlplatziert – das viel größere Problem ist, wenn überhaupt, die übermäßige Aufnahme von Aluminium über die Nahrung.

Quelle: https://www.doccheck.com/de/detail/articles/41891-alu-auf-der-haut-die-glaubensfrage