Achselschweiß ist die häufigste Form des Schwitzens

Fast jeder Mensch kennt lästige Schweißflecken oder den dadurch entstehenden Schweißgeruch unter den Achseln. In der Achselhöhle des Menschen befinden sich bei weitem nicht so viele Schweißdrüsen, wie man angesichts häufig präsenter Schweißflecken meinen könnte. Vielmehr konzentriert sich eine eher durchschnittliche Anzahl am tiefsten Punkt der Achsel. Diese Fläche ist kaum größer als eine 2-Euro-Münze. Schweißnasse Achseln sind deshalb so auffällig, weil der nahezu geschlossene Raum unter den Armen kaum Luftzirkulation zulässt. Kleidung verhindert zusätzlich die Verdunstung. Vielmehr saugt sie den überschüssigen Schweiß auf, der sich bald als dunkler „Schwitzfleck“ zeigt.

Bei besonders starkem und krankhaften Schwitzen unter den Achseln spricht man von Hyperhidrosis axillaris.

Schwitzen ist grundsätzlich gesund

Das Schwitzen wichtig ist steht außer Frage. Denn Schwitzen ist ein normaler und sogar notwendiger thermoregulatorischer Vorgang. Das Schwitzen dient dazu, die Körpertemperatur zu regulieren. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass über das Schwitzen der Haut in geringem Maße auch Schadstoffe abtransportiert werden. Die Drüsen unter den Armen sind in diesem Zusammenhang jedoch für nur ca. 2% des Schweißausstoßes der gesamten Körperoberfläche zuständig!
Trotzdem wird das Schwitzen unter den Armen von Betroffenen als häufigste und somit für die Allgemeinheit auch als störendste Form des Schwitzens empfunden. Dazu kommt, dass Achselschweiß oft mit einem als unangenehm empfundenen Körpergeruch einhergeht.
Ob Schwitzen im normalen Rahmen oder in unangenehm übersteigerter Form vorliegt bedarf der Prüfung des Einzelfalls. Pauschale Aussagen wie sie bisweilen auch von Dermatologen getroffen werden („Schwitzen ist doch gesund!“) sind deshalb für die vom Schwitzen Betroffenen kaum hilfreich.
Denn obwohl ein krankhaftes Schwitzen (Hyperhidrose) im medizinischen Sinne durch Schweißtests genauestens einzugrenzen ist, kann auch ein nicht als krankhaft zu diagnostizierendes Schwitzen den Betroffenen derart stark belasten, dass er sein Schwitzen nach persönlichen Maßstäben als extrem empfindet.

Die Grenzen zwischen Krankheit und einem weniger schlimmen, notwendigen Übel sind also im wahrsten Sinne des Wortes „fließend“ und in Abhängigkeit von dem persönlichen Empfinden und der Lebenssituation des Betroffenen.

Schweißränder als Karrierekiller!

Vor allem bei Personen, die täglich im Beruf bestimmten Kleiderordnungen unterworfen sind, kommt es mit einer auffälligen Häufung zu Beschwerden über sichtbare Schweißränder an Bluse oder Business-Hemd. Dabei wirken sich besonders bestimmte Materialien und Farben der zu tragenden Textilien negativ auf das Erscheinungsbild des Vielschwitzers aus. Als Beispiel sei hier das blaue Hemd genannt, wie es die Mitarbeiter der Deutschen Post tragen müssen. Hier kann man (nicht nur im Sommer oder unter hoher Arbeitslast) besonders eindrucksvolle, deutlich hervorgehobene Schweißflecken unter den Achseln der Bediensteten erkennen.

Doch auch Angestellte in höheren Positionen bis hin zum Management sind betroffen, denn ein Hemd oder eine Bluse ist in diesen Bereichen einfach als Standard anzusehen. Schwierige Situationen mit sichtbarem Schwitzen unter den Achseln in Meetings, Kunden- oder Vorstellungsgesprächen und insbesondere auch während Gehaltsverhandlungen werden von „Vielschwitzern“ deshalb als „stark einschränkend“ bis „sehr peinlich“ empfunden. Nicht wenige Menschen, die unter sichtbaren Schweißflecken leiden glauben deshalb, dass Schweißränder ihre Karriere negativ beeinflussen.

Schwitzen – Angst vor Mobbing

Der „Achselschweiß-Betroffene“ befindet sich nicht selten in einem Teufelskreis der wie folgt aussehen kann:

  • Angst vor dem Schwitzen >
  • durch die Angst verursachter Stress oder sogar Panik >
  • bedingt verstärktes Schwitzen >
  • weiter verstärkte Angst vor sichtbarem Schwitzen >
  • u.s.w.

Diesen Teufelskreis zu durchbrechen sollte primäres Ziel einer (wie auch immer gearteten) Behandlung gegen Schwitzen unter den Achseln sein!
Denn oftmals kommt es bereits mit der Erstreduktion des Schwitzens und dem damit verbundenen Entspannungsgefühl zu einer Verbesserung der Situation des Betroffenen. Das Stressgefühl und die Panik-Attacken werden spürbar reduziert und der Teufelskreis wird unterbrochen, was bereits zu einer Reduktion des Achselschwitzens führen kann.

Therapieformen

Auffällig starkes Schwitzen kann immer durch eine zugrunde liegende Erkrankung verursacht werden. Bitte sprechen Sie deshalb immer zuerst mit Ihrem Haus- oder Hautarzt um auslösende Krankheiten ausschließen zu können und eine für Sie geeignete Therapieform zu finden!

Hausmittel gegen Achselschwitzen

Alle Hausmitteln richten sich an Personen die unter eher leichtem Schwitzen unter den Achseln leiden. Starkes Schwitzen oder gar eine Hyperhidrose wird sich erfahrungsgemäß durch Hausmittel nicht merklich reduzieren lassen!

  • tragen Sie Baumwollunterwäsche
  • vermeiden Sie scharfe Gewürze
  • trinken Sie größere Mengen Salbeitee
  • verzichten Sie auf Alkohol und Nikotin, sowie Kaffee und schwarzen Tee
  • erwägen Sie eine Gewichtsreduzierung
  • reiben Sie Ihre Achselhöhlen morgens und abends mit Franzbranntwein ein
  • rühren Sie 1 kg Eichenrinde in 3 Liter kaltes Wasser ein und bringen Sie dieses zum Kochen. Anschließend den Sud 30 Min. lang köcheln lassen und danach durchsieben. Den Sud abfüllen und kühl, dunkel und trocken lagern. Die Achseln jeden Abend mit dem Sud einreiben (Sud kann ca. eine Woche lang benutzt werden)

Antitranspirante – erfolgreich gegen schwitzende Achseln

Als erster Lösungsansatz gegen verschwitzte Achseln werden zumeist Antitranspirante empfohlen. Diese können, unter Zuhilfenahme des Wirkstoffs Aluminiumchlorid-Hexahydrat, das Schwitzen auf ein natürliches Maß eindämmen.

Normale Deos enthalten zwar häufig ebenfalls Aluminium-Chloride, sind jedoch eher selten mit mehr als 5% der für die Schweißminderung notwendigen Aluminiumsalze versetzt. Dieser geringe Prozentsatz reicht für die Behandlung starken Achselschweißes meist nicht aus.

Der höhere Preis eines hoch dosierten Antitranspirants (>10 %) relativiert sich spürbar, legt man zu Grunde, dass bereits 30 ml oftmals für ein ganzes Jahr ausreichen! Dazu spart man sich so manche Waschladung, die Kosten teurer Gerätschaften oder gar einer Botulinum Toxin-Injektion.

Nachteile von Antitranspiranten sind ein prickelndes Gefühl, wenn der Schweiß versucht durch den verpfropften Ausgangskanal der Schweißdrüse nach außen zu dringen, sowie (bei Antitranspiranten ohne zusätzliche Pflegestoffe) ein trockenes Hautgefühl. Ebenfalls kann es kurz nach dem Auftragen zu einem unangenehmen Jucken oder Brennen kommen.

Gegen eine solche, meist vorübergehende Reizung der Haut eignen sich spezielle Antitranspirante mit pflegenden Zusatzstoffen wie Salbei, Bartflechte und Nelkenblüte. Diese reduzieren solch Antitranspirant-typische Reizungen auf ein Mindestmaß und ermöglichen somit eine sinnvolle Dosierung.

 

Iontophorese gegen Achselschwitzen

Als zweite Stufe der Behandlung stark schwitzender Achseln wird meist die Leitungswasser-Iontophorse (medizinisch auch Iontopherese) genannt. Die Iontophorese ist eine Stromtherapie, bei der im vorliegenden Fall mit Schwämmen ummantelte Eletroden unter die Achselhöhlen geklemmt und über ein Steuergerät einem regelbaren Gleich- oder Pulsstrom ausgesetzt werden. Dabei kann die Schweißbildung im besten Fall auf ein natürliches Niveau reduziert werden. Die Wirkung setzt im positiven Fall nach 1 – 10 maliger Anwendung ein.

Geeignete Iontophorese-Geräte1 kosten für gewöhnlich 500 bis 700 Euro, wobei die Kosten nach Diagnose einer Hyperhidrose und einer nachfolgenden Prüfung des Einzelfalls durch die Krankenkasse unter Umständen ganz oder in Teilen übernommen werden können.

Nachteile der Leitungswasser-Iontophorese sind Reizungen der Haut (insbesondere an entzündeten Haarwurzeln) sowie, durch den fortwährenden Kontakt mit Wasser, ebenfalls ein trockenes Hautgefühl. Auch kann es während der Anwendung durch den Stromfluß zu schmerzhaften „Pieksen“ kommen (empfunden wie kleine Nadelstiche).

Wird die Haut durch die Iontophorese zu trocken hilft nur die stetige Pflege der Haut durch eincremen. Am besten wählt man dazu eine fetthaltige oder rückfettende Creme.

Bei fortwährenden Hautproblemen hilft meist die Reduktion der verwendetenStromstärke, was sich jedoch negativ auf die Wirkung auswirken kann.

Injektionen gegen Achselschweiß

Eine eher unangenehme Prozedur ist das ambulante Spritzen von Botulinum Toxin in die Innenflächen der Achselhöhle. Hier werden die Achseln auf Grund der zu erwartenden Schmerzen vor den Injektionen lokal sediert. Je nach Größe der zu behandelnden Flächen sind ca. 20 bis 30 Injektionen pro Achsel erforderlich.

Die Wirkung hält in der Regel für 4 bis 9 Monate bevor eine erneute Injektion mit Botulinum Toxin in die Achselhöhlen erforderlich wird.

Die Kosten liegen pro Behandlung um die 500 Euro wobei die Kosten nach Diagnose einer Hyperhidrose und einer nachfolgenden Prüfung des Einzelfalls durch die Krankenkasse ganz oder in Teilen übernommen werden können.

Operationen gegen Achselschweiß?

Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Eine operative Entfernung der Schweißdrüsen, sowie die ambulante Absaugung der für das Schwitzen zuständigen Schweißdrüsen.

Da die genannten Eingriffe relativ kompliziert und nicht ohne Risiko sind, kann eine detaillierte Betrachtung dieser Therapieformen nicht an dieser Stelle, sondern nur durch einen darauf spezialisierten Mediziner erfolgen!

Nachteile der hier beschriebenen Methoden sind (über das normale Risiko einer Narkose hinaus) das kompensatorische Schwitzen (KS), sowie das Risiko der Wirkungslosigkeit des Eingriffs.

Beide Problematiken sind keine Seltenheit und gerade kompensatorisches Schwitzen kann ein echtes Problem darstellen. So kommt es bei Kompensatorischem Schwitzen zu einer Verlagerung des austretenden Schweißflusses an eine andere Körperregion. Der Schweiß sucht sich einen anderen Weg und die neue Austrittsstelle des Schweißes wird im schlimmsten Fall als störender Empfunden als der Zustand des bisherigen Schwitzens (z.B. Verlagerung des Schwitzens von der Achselhöhle ins Gesicht).

Fazit:

„Schwitze ich noch normal oder ist mein Achselschweiß schon krankhaft?“
Diese Frage stellen sich nicht wenige Menschen bei Betrachtung Ihres Achselschwitzens. Allein diese, in Beauty-Foren häufig anzutreffende Fragestellung, verdeutlicht eine grundsätzliche Angst vor einem von der Umwelt als „unhygienisch“ interpretierten Erscheinungsbild. Als Ursache der Angst vor dem Schweiß kann das in der heutigen Zeit vorherrschende Schönheitsbild benannt werden, das mehr denn je Perfektion als Soll-Zustand kommuniziert.

Bei der Behandlung schwitzender Achseln sollten die angebotenen Therapieformen der Reihe nach und (zumindest wenn es um Eingriffe wie Injektionen, Operationen aber auch Medikamente geht) erst nach vorheriger Absprache mit einem Dermatologen durchgeführt werden. Dies dient Ihrer Sicherheit und kann Ihnen (bei Kostenübernahme der teuren Therapieformen durch die Krankenkasse) einiges an Geld sparen.

Der Vollständigkeit halber ist als Nebenwirkung bei allen erfolgreich angewandten Methoden noch das Phänomen des „Phantomschwitzens“ zu nennen. Es handelt sich dabei um das Gefühl zu schwitzen, ohne dass in Wirklichkeit eine merkliche Schweißabsonderung stattfindet (ein Griff unter die Achsel zeigt die tatsächliche Trockenheit auf). Das Gehirn spürt trotz Trockenheit jedoch eine nicht vorhandene Feuchtigkeit und teilweise sogar abtropfenden Schweiß unter den Achselhöhlen. Es „erwartet“ also noch immer den als peinlich empfundenen Schweiß und muss erst noch lernen, dass diese Gefahr nicht mehr besteht.
Die Angst vor sichtbaren Schweißflecken ist also, bildlich gesprochen, in das Denkschema „eingebrannt“ und muss erst noch „gelöscht“ werden! Dieser Prozess dauert in der Regel einige Tag bis Wochen. Die wenigsten Hautärzte kennen dieses Phänomen und verstehen nicht, welchen sozialen Belastungen Vielschwitzer ausgesetzt sein können.

Antitranspirante dürften in den meisten Fällen das Mittel erster Wahl sein, da sich durch den Einsatz dieser schweißhemmenden Hochleistungs-Deodorants auch starkes Schwitzen in wenigen Tagen kontrollieren lässt. Kommt es hierbei zu unangenehmem kompensatorischen Schwitzen, kann der Hilfesuchende das Antiperspirant jederzeit wieder absetzen und somit auf (im Vergleich zu Botulinum-Injektionen oder Operationen) leichte Weise den Ursprungszustand wieder herbei führen. Dies gilt ebenfalls für die Leitungswasser-Iontophorese.

Bei Achselgeruch können diese Therapieformen zur Geruchsreduktion übrigens optimal mit einem darauf spezialisierten Waschschaum ergänzt werden, denn oftmals ist es so, dass weniger Schweiß im Umkehrschluss auch weniger Geruch bedeutet.


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