Verschwitzte Hände sind, wenn es den Betroffenen extrem trifft, eine ganz besonders üble Sache. Bei übermäßig starkem Handschweiß kann dies sogar soweit gehen, dass ein Dermatologe eine Krankheit diagnostiziert: die sogenannte palmare Hyperhidrose (med. Hyperhidrosis palmaris).
Auf Grund der immensen Schweißmengen, welche schwitzende Hände absondern können (siehe Video unten), entwickeln „Handschwitzer“ nicht selten eine panische Angst vor Situationen, in denen Sie anderen Menschen die Hand geben müssen (z.B. ein Date, Feierlichkeiten, Vorstellungsgespräche, geschäftliche Besprechungen, Meetings, Präsentationen, Referate in der Schule etc.).
Das Händeschütteln wird zur Qual.
Die seelische Belastung für „Handschwitzer“ ist sehr groß, da sich das Schwitzen an dieser Stelle des Körpers kaum verbergen lässt (allenfalls durch das Tragen von Handschuhen). Oft versuchen Betroffene, vor dem Händeschütteln heimlich ihre Hände abzutrocknen, z.B. in dem sie sie über die Hose streichen oder ein mitgeführtes Handtuch benutzen. Diese, nach einiger Zeit unbewusst und automatisch, bzw. zwanghaft ausgeführte Maßnahme ist in nicht selten für den Gegenüberstehenden weit mehr auffällig, als es die schwitzigen Finger beim Händeschütteln wären. Eine peinliche Situation – für beide Seiten.
Dass dadurch Betroffene angesichts solcher Situationen immer nervöser und unsicherer werden, ist verständlich. Viel ernster sind jedoch Folgeentwicklungen wie soziale Isolation, Rückzug aus der Gesellschaft und sogar Phobien (z.B. Aphesmophobie) und Depressionen. Besonders wenn die geschilderten, vermeindliche peinlichen Erlebnisse bereits in der Jugend auftreten, entwickelt sich häufig eine „Angst vor dem sichtbaren Schwitzen“. Da psychischer Stress und Leidensdruck die schweißproduktion des Körpers negativ beeinflussen, d.h. steigern, geraten Betroffene schnell in einen regelrechten Teufelskreis, bei dem sich Schwitzen und die schamvolle Angst davor, sich wechselseitig verstärken.
Besondere Ursachen von Handschweiß
Eine palmare Hyperhidrose kann zwar organische Ursachen haben (sekundäre Hyperhidrosis), wenn die Schweißhände durch innere Erkrankungen ausgelöst werden, jedoch handelt es sich in den meisten Fällen um eine primäre Hyperhidrosis, welche angeboren und somit auch weiter vererbbar ist. Bei der notwendigen Ursachenforschung, die zusammen mit einem Hautarzt durchgeführt werden sollte, ist das Hinzuziehen eines Psychologen bzw. Verhaltenstherapeuten sinnvoll, damit auch die psychische Einflüsse auf das Schwitzen geklärt (und behandelt) werden.
Wieso die Hände schwitzen …
Schwitzen an den Händen (palmare Hyperhidrose) hat keine thermoregulatorische Aufgabe, es ist vielmehr evolutionären Ursprungs. In Urzeiten dienten die feuchten Hände (und Fußsohlen) der besseren Haftung, z.B. bei der Flucht vor Raubtieren auf Bäume und Felsen. Dieses prähistorische Überbleibsel belegt, dass das Schwitzen und der Geist eng miteinander verbunden sind. Bei Aufregung, Angst und Schreck fangen wir automatisch an zu schwitzen.
Dennoch sind der Wissenschaft die exakten Vorgänge bei der Schweißbildung bis heute ein Rätsel. Nur mühselig kommen die Forscher mit ihren Untersuchungen, die ja Biologie, Physiologie, Neurologie und Psychologie miteinander verbinden müssen, voran. Bezogen auf die palmare Hyperhidrose gelang den Medizinern erst Anfang der 1980er Jahre die näheren Zusammenhänge zu verstehen. Offenbar reagieren die sympathischen Nervenenden bei Menschen mit palmarer Hyperhidrose besonders sensibel. Dies haben auch Versuche mit Messungen der Nervenreize in Fingern, die in kaltes Wasser getaucht wurden, gezeigt. Das Gehirn reagiert besonders stark auf die „Temperaturmessung“ der Hände, woraufhin es die Kapillaren der Haut erweitert und voll Blut pumpt, um so die Wärme zu steigern. Das Gegenteil davon kann man beim „Angstschweiß“ beobachten, wo der Körper das Blut „aus Vorsicht“ aus den oberen Hautschichten „abzieht“, wodurch u.a. die typische „Angstbleiche“ entsteht. Gleichzeitig sendet es Acetycholine aus, die auch die ekkrinen Schweißdrüsen anregt. Dadurch schwitzen die Hände verstärkt, kurioserweise besonders bei Kälte. Ein Teufelskreis beginnt, weil durch den Schweiß auf der Hautoberfläche Verdunstungskälte entsteht, welche dann wiederrum die o.g. Kältereize auslöst. Das Schwitzen setzt sich auf diese Weise sozusagen endlos fort.
Sofortmaßnahmen gegen schwitzige Hände
Die sofortige Therapie der Symptome des Handschwitzens kann eine fundierte Ursachenforschung und die nachhaltige Therapie durch Fachärzte (z.B. Dermatologen, Internisten, Ernährungsspezialisten, Psychotherapeuten) positiv ergänzen, jedoch nicht ersetzen.
Im Laufe der Zeit wird der Betroffene verschiedenste Hausmittel gegen das Schwitzen durchprobiert haben: Bekannt sind Salbeitee, Eichenrindensud, Kaisernatron, Babypuder oder Franzbranntwein. Leider bringen diese alt hergebrachten Methoden an den Händen nur selten den gewünschten Erfolg.
Da es gilt, den oben geschilderten Teufelskreis möglichst schnell zu durchbrechen, sind bewährte Therapien erforderlich. Empfehlenswert wäre zu Beginn der Eigeninitiative eine regelmäßige Anwendung von hochdosierten Antitranspirante, oder alternativ die Leitungswasser-Iontophorese (Gleichstrombäder):
Empfohlene Therapien bei Schweißhänden:
- hochdosiertes Antitranspirant mit einem Anteil von mindestens 30 % Aluminiumchloridhexahydrat (z.B. AHC forte®)
- Antihydral®-Creme (rezeptfrei in der Apotheke erhältlich)
- Kombinationsanwendung AHC forte® + Antihydral® (Details dazu…)
- Gleichstrombäder / Iontophorese-Therapie
Weitere mögliche Therapien mit ihren Vor- und Nachteilen sind ausführlich unter der Rubrik „Therapien gegen Schwitzen“ im Menü (links oben) beschrieben.