Trimethylaminurie (auch TMAU-Syndrom oder Fischgeruch-Syndrom) ist eine seltene autosomal-rezessive Stoffwechselkrankheit. An Trimethylaminurie erkrankte Patienten riechen nach leicht vergammeltem Fisch („Fischgeruch“), da sie mit ihrem Schweiß und Urin abnormale Mengen Trimethylamin aussondern. Trimethylamin (TMA) wird normalerweise in der Leber durch Enzyme der Familie der Flavin-Monooxygenasen (FMO) zum geruchlosen Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) umgewandelt.
Man vermutet, dass ein Enzymdefizit der Leber diese Stoffwechselkrankheit auslöst. Ursache des Enzymmangels könnten Defekte der verantwortlichen FMO3-Gene sein. Bis heute ist das TMAU-Syndrom Bestandteil medizinischer Forschung, um die Verebungsmechanismen zu klären und Heilmittel zu entwickeln.
Was kann gegen das TMAU-Syndrom helfen?
Für das Fischgeruch-Syndrom gibt es bis heute keine direkte Heilung (sytematische Therapie). Allerdings können die Symptome (fischiger Geruch) durch die nachfolgenden Maßnahmen gemindert werden.
- spezielle Diät: auschließlicher Verzehr von Nahrung ohne Cholin, Carnetin, Nitrogen, Schwefel und Lecithin, d.h.
- Verzicht auf Eier, Hülsenfrüchte, Fleisch, Fisch und alle anderen Zutaten, die o.g. Stoffe enthalten [1]
- tägliche Einnahme von speziellen Antibiotika, um die Tätigkeit bestimmter Darmkeime einzuschränken [2]
- Einreibungen mit leicht sauren Tinkturen
- tägliche Einnahme von Aktivkohle
- tägliche Einnahme von Kupfer-Chlorophyll
- tägliche Benutzung von Antitranspiranten zur Schweißminderung
Nur wenige Wissenschaftler beschäftigen sich mit dieser seltenen Krankheit, welche zudem nicht ohne Laboruntersuchungen nachweisbar ist (von dem subjektiv wahrnehmbaren „Fischgeruch“ abgesehen).
Nachfolgend finden Sie einige der wenigen wissenschaftlichen Kontakte, an die sich TMAU-Betroffene wenden können. Erkrankte aus Deutschland sollten sich nicht scheuen, mit ausländischen Forschern in Kontakt zu treten! Auch wenn diese keine Lösung für das Problem aus dem Hut zaubern können: wichtig ist die kontinuierliche Kommunikation mit der Wissenschaft, damit neueste Forschungsergebnisse und etwaige Heilungchancen aus erster Hand erfahren werden können.
Internationale TMAU-Forschung
Klinischer Test | TMAU-Labor | Gentest | Prenatale Diagnostik:
UniversitätsKlinikum Heidelberg
Stoffwechselzentrum – Labor
PhD Jürgen G. Okun
UniversitätsKlinikum Heidelberg
Klinik für Kinderheilkunde I – Sektion für
angeborene Stoffwechselkrankheiten
Prof. Dr. med., Prof. h.c. (RCH) G. F. Hoffmann
Universität Regensburg
Center for Human Genetics Regensburg
Regensburg, Germany
Dr. Ute Hehr
Sheffield Children’s NHS Foundation Trust
Sheffield Diagnostic Genetics Service
Sheffield, UK
Ann Dalton, PhD, FRCPath
Denver Genetic Laboratories
UCD Biochemical Genetics Laboratory
Aurora, Colorado, USA
Stephen I. Goodman, MD
Michael Woontner, PhD
Johan Van Hove, MD, PhD
PreventionGenetics
Molecular Diagnostics and BioBanking
Marshfield, Wisconsin, USA
James L. Weber, PhD
Bruce R. Krawisz, MD
Khemissa Bejaoui, PhD
Marwan Tayeh, PhD, FACMG
Keith Nykamp, PhD
Michael Chicka, PhD
Dr. Ying Wang, MD, PhD
Margaret Ann Chen, PhD, MS, CGC, FACMG
TMAU-Forschung | Fachautoren:
Ian R. Phillips, PhD
Professor of Molecular Biology
School of Biological and Chemical Sciences
Queen Mary, University of London
London, UK
eMail: i.r.phillips @ qmul.ac.uk
Elizabeth A. Shephard, PhD
Professor of Molecular Biology
Department of Structural and Molecular Biology
University College London
London, UK
eMail: e.shephard @ ucl.ac.uk
Patientenaufklärung (USA + UK)
- Children Living With Inherited Metabolic Diseases (CLIMB)
- National Organization for Rare Disorders
- Resource list from the University of Kansas Medical Center
- WAPD Knowledge Basis: Overview of TMAU
- Trimethylaminuria: The Fish Malodor Syndrome [3]
- The Trimethylaminuria Foundation (USA)
P.O. Box 3361 · Grand Central Station
New York, NY 10163-3361 · USA
eMail: theTFnetwk @ aol.com
Linktipp: Medizinisches Wissen TMAU (englisch):
Ausführliche Informationen des National Center for Biotechnology (NCBI) zum aktuellen Stand der Wissenschaft in Bezug auf Ursachen und Symptome des TMAU-Syndroms (Mackay et al. 2011).
Trimethylaminuria: Causes and Diagnosis of a Socially Distressing Condition
-
relevante Studie: Danks et al., 1976; Mitchell, 1996
-
relevante Studie: Treacy et al., 1995
-
Mitchell S.C.; Smith R.L., DMD Drug Metabolism & Disposition, 4/1 2001
Wichtiger Hinweis
TMAU-Syndrom und Bromhidrosis sind zwei grundsätzlich verschiedene Krankheiten. Trimethylaminurie ist eine Stoffwechselkrankheit. Die unangenehmen Gerüche werden nicht nur über den Schweiß, sondern über alle Körperausscheidungen abgegeben. Eine Bromhidrose ist dagegen eine neurologische Störung, eine Überfunktion bzw. Hyperaktivität der apokrinen Schweißdrüsen. Hinzu kommt die veranlagte Tendenz der Hautflora, eine deutliche Geruchsbildung zu begünstigen. Die Bromhidrose geht oft mit einer Hyperhidrose einher.
Achtung: Bitte bedenken Sie, dass Produkte gegen Hyperhidrose und Bromhidrose bei einer Trimethylaminurie nicht helfen!